29.5.07

der schlimmste Alptraum der Spex


Dieter Bohlen beispielsweise, das ist der schlimmste Alptraum der Spex-Redaktion. Ich kann mich erinnern, daß vor Jahren in Spex die These vertreten wurde, daß es bei Popsongs nicht wichtig sei, was gesagt wird, jetzt kommt Dieter Bohlen und führt eure Theorien aus. Dieter Bohlen wäre gar nicht möglich, wenn ihr nicht die theoretische Vorarbeit geleistet hättet. Das ist jetzt das internationale Popesperanto.
Bernd Begemann in Spex 9/88

PS: Hat irgendjemand da draußen Live-Mitschnitte von Bernd Begemann, inbesondere von dem Stück "Du und deine schwulen Freunde". Keine Ahnung, ob er das noch spielt, es klang ihm zu sehr nach "Darling" von Frankie Miller von 1978, hehehe ;-)

PPS: The Raincoats "Moving" wieder online :-)

Stille Hoffnung

"Hi, habe gerade völlig überraschend einen Titel der Stille Hoffnung LP bei auf Deinem Blog gefunden.
Kannst Du mir die Möglichkeit geben das ganze Album zu bekommen?
Brecht war damals in meiner Parallelklasse und ich war auf vielen Auftritten und hatte ebenfalls mal die LP. Betonung liegt auf "hatte".
Würde mir unheimlich gerne wieder "Gefangen im EKZ" anhören. Vom Gymnasium Köln Weiden war es nur 1 Minute Fußweg bis zum EKZ, so dass sie ganze Schule ihre Pausen da verbrachte.
Danke im voraus.
Binger"


"STILLE HOFFNUNG dagegen wollten zeigen, daß das Leben in den Achtzigern nicht nur Schokoladenseiten hat (eigentlich gar keine). In die Modefarben schwarz und schwarz gekleidet, trugen auch ihre Gesichter dem Ernst der Jage Rechnung. Der erste Gedanke: Joy Division nach rheinischer Art!
Titel wie "Messias", "Tragödie" oder "Ableben" wiesen dann auch in diese Richtung. Und was der Sänger anfangs bot - was das nun linkisch und unsicher oder sollte es distanziert, abgeklärt wirken? Dann doch beim zweiten, dritten Stück merkt man, daß man es hier mit etwas besonderem zu tun hat. Denn der Gruppe gelingt es aus den von ihnen selbst nahegelegten Klischees auszubrechen. Über die bloße Untermalung der vom. Sänger ausdrucksstark gebotenen Bilder von Resignation. Angst und ohnmächtiger Wüt geht die Musik nämlich hinaus. Jedes Stück für sich ist so angelegt, daß verschiedene Brüche und Wechsel des Tempos für Spannung sorgen. Von Melodien, die fast schon was von den Buzzcocks haben, bis zu Balladen, die unverkennbar nach J.D. schmecken, reichen ihre Kompositionen. Die Rhythmusgruppe gibt sich dabei nicht zufrieden, nur das Rückgrat zu bilden, sondern nutzt die Räume selber Akzente zu setzen. Der Gitarrist, unverkennbar von den Neo-Romantikern a la Scars und U2 beeinflußt, ohne in deren Klischees zu verfallen, erzeugt die (Kontrast)-Farben, Und nachdem die anfängliche Nervosität mehr Selbstsicherheit gewichen ist, gelingt es der Gruppe, eine Atmosphäre der Erwartung und Anspannung zu schaffen, wie sie auch bei "wichtigen" Gruppen aus U.K. in den Rheinterrassen selten geworden ist."

Auszug aus einem Konzertbericht von Gerald Hündgen in Spex 6/1981 über den Auftritt der Fehlfarben am 4.6.1981 in den Rheinterrassen in Bonn mit den Vorgruppen Fasaga(!), Stille Hoffnung, Cotzbrocken(!!) und Oberste Heeresleitung(!!!)

"(Eine) stille Hoffnung
Beim Konzert der Fehlfarben im Juni in Bonn war ich sicher nicht der einzige, der von einer der Vorgruppen - "Stille Hoffnung" eben - weit mehr beeindruckt war als von der eigentlichen Attraktion des Abends. (Siehe SPEX 6/81).
Stille Hoffnung das sind Elmar Botschen - Gitarre, Hintergrundgesang; Brecht Brozio - Gesang; Jean-Louis Libioulle - Schlagzeug; Jean-Yves Pirlot - Bass. Alle 18 oder 19 Jahre alt haben sie Ende 1979 angefangen "nur so zum Spaß". Im vergangenen Jahr folgten dann einige Auftritte - meist in Schulen - unter dem Namen "Zlof". Weil dieser Name (nach dem Oetker-Entführer) immer wieder zu Mißverständnissen führte, änderte man ihn in "Stille Hoffnung", "weil man das in 1000 Richtungen verstehen kann". Besagter Auftritt in Bonn war dann der erste unter neuem Etikett und eine Woche später wäre der zweite im Vorprogramm zu Echo & the Bunnymen gefolgt, hätte eine plötzliche Krankheit Gitarrist Elmar nicht außer Gefecht gesetzt.
Aber mit Widrigkeiten aller Art fertig zu werden, ist für die Gruppe nichts besonderes; Schlagzeuger Jean-Louis und Bassist Jean-Yves sind Belgier, deren Väter als Soldaten in Köln stationiert sind, und gehen bzw. gingen in Belgien zur Schule. Proben waren deshalb grundsätzlich nur an Wochenenden möglich - und auch nur dann, wenn sich mal ein Probenraum fand. "Manchmal üben wir deshalb nur alle 4 Wochen."
Die musikalischen Ideen produziert Elmar, wobei die Anregungen der anderen einfließen (sollen). Wegen der allzu geringen Zeit, die ihnen für gemeinsames Proben zur Verfügung steht, kommen die Ideen der restlichen Gruppenmitglieder meist zu kurz.
Texter der Gruppe ist überwiegend Brecht (sein wahrhaftiger Vorname):. "Ich hab schon immer viel geschrieben. Meistens sind das einfache Beobachtungen. Z. B. ‚Probleme, die die Welt bewegen (... aber mich bewegen sie nicht)' ist entstanden, nachdem ich ein Gespräch von zwei Mädchen mitgekriegt habe, die sich über total belanglose Sachen unterhielten, als wär's das Wichtigste von der Welt. Oder die Idee zu ‚Keine Integration' ist mir im letzten Wahlkampf gekommen, als die NPD gegen die Ausländer hetzte."
In der Ablehnung von Neo-Nazis und verwandten Geistern ist sich die Gruppe einig.
Elmar: "Die ganzen neuen nationalen Tendenzen sind für mich ein erster Ansatz mich zu wehren."
Jean-Yves; "Da bin ich total dagegen gegen rechte Vögel ... was die machen, das kann man nicht einfach an sich vorbeirauschen lassen. Jean-Louis und ich waren zuerst Punks, dann haben wir aber gesehen, daß das so nichts bringt ..."
Daß man mit Musik allein wenig ausrichtet, daß man sich vielleicht politischer engagieren müßte, haben sie sich überlegt. Aber noch meinen sie, sich erst ausreichend informieren zu müssen. Und die Organisation, Partei etc., bei der sie mitmachen wollten, sehen sie auch nicht. So versuchen sie wenigstens mit der Musik einen Standpunkt zu beziehen.
Ihre "Unsicherheit"/,,Uniformiertheit" bewahrt sie jedenfalls davor, als Musik-gewordene Plakatwände aufzutreten. Sie sind noch offen, und Offenheit wünschen sie sich auch bei ihrem Publikum.
Jean-Yves: "Ich glaube, bald sind mir die sogenannten "Körnerfresser' lieber, die hören wenigstens zu, als die ‚richtigen' Punks ... die fordern zwar immer Toleranz, aber wohl nur von den anderen für sich selbst."
Die musikalischen Vorlieben der 4 sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich: Reggae, Gang of Four, Jam, D.A.F. - Elmar gesteht sogar die Liebe zum Swing.
Wie ließe sich denn ihr ,,Stil" auf eine Formel bringen? Brecht: "Kein besonderer Stil. Neue deutsche Musik ... sowas. Vielleicht ein bißchen wie Fehlfarben."
In der Bewunderung der Düsseldorfer sind sich die 4 einig. Die Offenheit mit der diese verschiedenen Einflüsse zu einem deutlich eigenen Stil verarbeiten, imponiert ihnen. Jean-Yves: "Ich finde das eine Sauerei, wie die jetzt kaputtgemacht werden. Ob das in Bonn war oder in Düsseldorf (17. Juni) ... die Brutalität, mit der manche versuchen, sie erst gar nicht mitspielen zu lassen, ihnen gar keine Chance zu geben, das kann ich nicht verstehen.
Mächtig gefreut haben sie sich natürlich, als ausgerechnet die Fehlfarben ihnen nach ihrem Bonner Auftritt Anerkennung zollten, sogar von möglichen späteren gemeinsamen Auftritten war die Rede!
Was sonstige Zukunftspläne angeht, ist die Gruppe sehr vorsichtig. Natürlich hoffen sie mal intensiver Musik zu betreiben, heute wären sie schon froh eine Platte aufnehmen und vertreiben zu können. Oder wenigstens anständige Proberäume und mehr Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Denn so erstaunt Brecht war, als er eine Cassette von vor einem Jahr hörte, über die Fortschritte, die die Gruppe bis jetzt gemacht hat, vom "eindeutigen-Stille-Hoffnung-Sound" fühlen sie sich noch um einiges entfernt."

Gerald Hündgen in Spex 7/81


STILLE HOFFNUNG
Falsch + Umsonst
(Paradoxx/Eigelstein)

Brecht Brozio war der erste, der mit einem ans Ohr gepressten Cassettenrecorder über den Schulhof lief und versuchte, die neueste Ausgabe von "John Peel's Music" zu verarbeiten, sagt Andreas. "Stille Hoffnung" hätten es verdient gehabt, ihr Debut-Album zu einem günstigeren Zeitpunkt zu veröffentlichen, sage ich. Um es lakonisch auszudrücken: "Falsch + Umsonst" ist überholt, in vieler Hinsicht. Sie fügt sich genau in die Lücke ein, die die Fehlfarben - was ich haben will, das krieg ich nicht - und der KFC - wie lange noch? ich warte immer noch - hinterlassen haben, die aber nicht hätte gefüllt werden müssen, schon gar nicht im Dezember '82.
Stille Hoffnung bieten auf Falsch + Umsonst Material an, das sie bereits vor 2 Jahren - oder waren es 4 Jahre? (neuzeitliches Phänomen; zu erkennen bei Protagonisten des deutschen Selbstverständnisses, die ihre Aktivitäten um mindestens 2 Jahre vordatieren) - noch unter dem Namen "Zloff", bei Auftritten in ihrem Klassenraum, unter pädagogischer Aufsicht, von sich gegeben haben. Aber auch noch heute, so scheints, kümmern sie "die Probleme die die Welt bewegen" noch lange nicht. Sie beschäftigen sich mit Berufsverbot, mit Konsumterror und mit der Bundeswehr (wirklich immer noch?) (wieso denn nicht? Die Red) - alles das, was ein Schülerherz bewegen sollte - gipfelnd in "Leben - Scheiß Leben". Aber bitte, kein falscher Verdacht. Hier werden keine hohlen Phrasen gedroschen. EKZ, zum Beispiel, ist ein richtiger Hit; oder war es zumindest. These were the days, würde John Peel jetzt seufzen. Ja, das waren noch Zeiten, als die stille Hoffnung noch auf Leuten wie Brecht B. ruhte; als sie mit ungehobeltem, bis dato unbekanntem jugendlichen Enthusiasmus in neue Bereiche aufbrachen. "Möglicherweise muß Rockmusik von jungen Musikern gemacht werden. Ich glaube man benötigt dazu Enthusiasmus, Energie und Tempo ... und zwar natürliches Tempo" (Brian Eno).
Wenn man "Stille Hoffnung" schon Anachronismus unterschiebt, so zeigt er sich genau da nicht mehr, wo "Falsch + Umsonst" ihn hätte gebrauchen können: nämlich in Spontaneität, Witz und Energie."

Peter H. Boettcher in Spex 12/82

Stille Hoffnung "Falsch & Umsonst"
(LP, 1982, Paradoxx records PA 5501)
Nationalwahn (M.: Botschen / T.: Botschen) 3:02 / Ableben (M.: Botschen / T.: Brozio) 2:46 / Der Messias (M.: Botschen / T.: Brozio) 2:22 / So, nicht anders (M.: Botschen / T.: Brozio) 3:20 / (Das sind) Probleme (die die Welt bewegen) (M.: Botschen / T.: Brozio) 3:14 / Gefangen im EKZ (M.: Botschen / T.: Brozio) 2:07 // Die Kaufkraft unseres Volkes (M.: Botschen / T.: Brozio) 3:23 / Keine Integration (M.: Botschen / T.: Brozio) 3:10 / Mein Herz (M.: Botschen / T.: Brozio) 2:48 / Auf! In die Zukunft (M.: Botschen / T.: Brozio) 2:22 / Falsch & Umsonst (M.: Botschen / T.: Brozio) 3:41
Produktion: Stephan Werner und Stille Hoffnung / Aufnahmen: Etienne Conod und Bubu am 19./20. März 1982 im Sunrise Studio Kirchberg/Schweiz / Abmischung: Etienne Conod und Stille Hoffnung am 29. März ebenda / Cover: "Der Kopf" Köln/Berlin - unter Verwendung des Bildes "Durchs Leben schreiten" (1981) von Robert Cavegn/Berlin / Besonderen Dank: Stephan Werner/Eigenstein/Lydia Botschen
(download)

Translation: Translation: This is the only record by Stille Hoffnung (Silent Hope) from Köln (Cologne/West Germany) released in 1982. They were pupils (2 from Germany, 2 from Belgium) from the local Gymnasium (grammer school) and had some shows together with Die Fehlfarben and local punk bands like Fasaga, Cotzbrocken and OHL - why do all these shitty punk-loosers have articles at wikipedia except for Stille Hoffnung?! Stille Hoffnung nearly had the chance to support Echo And The Bunnymen but had to cancel the show due to illness of the guitar player. Well, this doesn't say much about their musical style but The slav will download it anyway. And by the way, don't tell me about broken links to some ndW-downloads, either I will use e.s.p. or will be too lazy to care about.

23.5.07

Necronomikon Quartett live am 9.6.2007


Hi Fans!

Wer am 9. Juni keine Lust hat, sich vom ausführenden Teil der drei Staatsgewalten wegen G8-Protest-Teilnahme verdreschen zu lassen und auch nicht, sich beim Kölner Kirchentag eine Oblatenvergiftung zuzuziehen, ist beim Lister-Meilen-Fest bestimmt gut aufgehoben...
Alles ganz friedlich und für die nächste Seligsprechung vorgeschlagen wird der Verein Streets of Arts, der uns gefragt hat, ob wir wieder Lust haben zu spielen. Klar haben wir. 20.00 Uhr solls losgehen, wie voriges Jahr auf der kleinen Bühne an der Ecke Sedanstaße (links neben der Telefonzelle:-). Wer noch keine CD von uns hat, kann uns dann gerne eine abkaufen oder an der Tombola teilnehmen, da gibt es neben diversen Kunstwerken auch ein handsigniertes Exemplar zu gewinnen. Der Überschuss von der Aktion wird wieder für obdachlose hannoversche Kinder gespendet. Näheres dazu unter www.streets-of-arts.de.

Peace und liebe Grüße

Necronomikon Quartett
i.A. Kai

www.necronomikon4.de

7.5.07

Schaafe


[Die Menschen] sind Schaafe die dem Leithammel nachgehn, wohin er auch führt: es ist ihnen leichter zu sterben als zu denken.
Arthur Schopenhauer: Eristische Dialektik oder Die Kunst, Recht zu behalten, Kunstgriff 30. 1830/31

6.5.07

Deutsche Woche 7. Tag: Deutsche Lieder und Worte

Zum Abschluss der deutschen Woche ein paar Songs mit mehr oder weniger eindeutigen Texten


1.Nichts "Ein Deutsches Lied"
aus der LP "Tango 2000" (Schall/WEA, 1982)
(download)
Deutsch sein,
Niemandem sagen,
Nur Angst vor Fragen,
Scham für mein Land

Stolz sein,
Ist mir verboten,
Ich bin hier geboren,
Mich trifft keine Schuld

Ich sing ein deutsches Lied,
Ich sing ein deutsches Lied,
Und will es keiner hör'n,
Ich sing ein deutsches Lied

Ich sing ein deutsches Lied,
Ich sing ein deutsches Lied,
Und will es keiner hör'n,
Ich sing ein deutsches Lied

Nichts waren eine der erfolgreichern Bands der "neuen deutschen Welle", hatten aber auch ein bißchen ein Kravall-/Proll-Image, geerbt vom KfC. Ich erinnere mich nicht, dass dieses Lied damals 1982 irgendeine Kontroverse ausgelöst hätte, aber ich mochte den Text schon damals nicht und irgendwie verleidet er mir die Musik und überhaupt die ganze Band.


2. Stille Hoffnung "Nationalwahn" (M: Botschen/T: Botschen)
von der LP "Falsch & Umsonst" (Paradoxx Records PA 5501, 1982)
(download)
Nationalwahn in diesem Land
Nimmt mal wieder Überhand
Berufsverbot in der Bundesrepublik
Es scheint die Regierung spielt wieder mit
Die Nazis hauen alles kurz und klein
Doch es wird wohl nur einen Minderheit sein

Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen wie bescheuert Du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist

Einrück passen Militär
Denn sie warn noch nie bei der Bundeswehr
Die meisten erwidern Ja auf den Bescheid
Um zu erlernen den Deutschen Schneid
Hier wird geschossen und nicht getrotzt
Bis es einen über alle Maßen ankotzt

Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen wie bescheuert Du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist

Einfach sich zu wehren
Einfach sich zu mehren
Den Weg zu versperren denen
Die nur scheinbar breit sind
Die meinen es zu erkennen
Daß Deutschland wieder mal die Finger brennen

Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen wie bescheuert Du bist
Hab ich wieder Angst
Hab ich wieder Schiss
Dir zu sagen was oder wer du bist

Stille Hoffnung kamen aus Köln, und der Sänger schrieb glaube ich für die SPEX, mehr weiß ich leider nicht über die Band, aber der Text ist in seiner Ehrlichkeit doch berührend. Damals bedeutete Kriegdienstverweigerung noch Gewissensprüfung mit Fragen wie: "Sie gehen mit ihrer Freundin und einer Maschinenpistole durch den Wald. Plötzlich kommt eine Horde russischer Soldaten, um ihre Freundin zu vergewaltigen. Wie verhalten sie sich?"


3. FSK "Flagge verbrennen" (Regierung ertränken)
von der CD "The Sound of Music" (Sub Up Records SUBCD 25, 1993)
(download)
Die Flagge brennt (The flag is burning)
Hell lichterloh (it's burning beautifully, brightly)
Regierung fällt (The government will be falling)
Zum ultimo (At the thirty-first)
Hier kommt mein Colt (Here comes my gun)
Pflugschar als Schwert (Beat the plows back into swords)
Schwarz, rot und gold (Black, red and gold)
Gar nichts mehr wert (Is nothing worth anything, anymore)
Das Parlament (The parliament, the politicians)
Stürzt in den Rhein (Will be drowned in the Rhine)
Am Firmament (And at the horizon)
Ein Hoffnungsschein (A glimmer of hope)
(Und in die Disco)

Die Freiwillige Selbstkontrolle aus München war immer etwas schlauer als der Rest, was ihre Musik manchmal etwas anstrengend machte. Dies jedoch ist ein wunderbares Lied mit schöner Melodie und gutem Text. "David (Lowery) says, this one's for the Americans. The German government should still be drowned by Germans, though. 'Hans' Huggins: 'I fell into a burning ring of Germans.'" (aus dem CD-Booklet)

4. Heinrich Himmler "Rede vor SS-Führern in Posen über deutsch-germanische Volkstumspolitik in den Ostgebieten, 24.10.1943"
aus der LP "Das III. Reich - Ein Volk ein Reich ein Führer - Eine historische Collage: 4.Teil 1943-1945 Der Totale Krieg" (Maritim/John Jahr Verlag, o.J.)
(download)

Dies ist eines der prägnantesten Dokumente über den von den Nazis betrieben Völkermord. Der Chef der SS spricht in dieser Rede 1943 vor SS-Führern klar aus, was Sache ist: er will den Völkermord an den Juden. Er ist stolz auf die Verbrechen seiner SS-Männer. Und er weiß, dass die Taten verschwiegen werden müssen. (Mehr über der Rede hier) Soweit ich weiß waren bei dieser Rede am 4. (nicht 24.) Oktober 1943 in Posen neben SS-Leuten auch Industriebosse und Parteikader anwesend, darunter auch Hitlers Architekt und Rüstungsminister Albert Speer. Speer hat immer behauptet, er sei zwar bei der Veranstaltung gewesen, aber bereits wieder gegangen, als Himmler zu dieser Stelle kam. Aber das war m.E. nur Selbstschutz. Natürlich wusste Speer um den Völkermord und er musste es verdrängen, denn hätte er es zugegeben wäre seine ganze Fassade des naiven unpolitischen Architekten zusammengebrochen und er hätte sich selbst der Frage aussetzen müssen, wo er hätte eingreifen können und warum er es nicht getan hat. Wahrscheinlich wäre er daran körperlich und geistlich zu Grunde gegangen. Aber weil er es verdrängt hat konnte er überleben. Tatsächlich weiß ja jeder halbwegs interessierte Mensch um die Realität der Holocaust, selbst die revisionistischen Arschlöcher Zündel, Irving und der ganze restliche Scheißdreck. Sie leugnen es nur nach außen hin um naiven Menschen vorzugaukeln, eine erneute Machtübernahme durch Nazis wäre gar nicht so schlimm. Aber in ihrem Herzen freuen sie sich schon darauf, im Namen der fiktiven arischen Herrenrasse andere Menschen zu verfolgen und umzubringen.


5. "Der kleine Cohn in der Westentasche. Anekdoten und Witze. Ausgewählte jüdische Anekdoten und Witze in bunter Reihenfolge. Gesammelt und herausgegeben von R. Büttig" In der Westentasche No.7, Preis 30 Pfg., Verlag von G. Danner, Mühlhausen i. Thür.. o.J.
Ein junger Antisemit uzt einen älteren Juden: "Sie haben aber krumme Beine, da kann bequem ein Schwein durchlaufen!" - Der Geuzte aber stellt sich in Positur und erwidert schlagfertig: "Laufen Se durch, junger Mann. . . ."

Ein Soldat spricht in Berlin einen jüdisch aussehenden Herrn an. "Herr Cohn, können Sie mir nicht sagen, wo die Weidendamer Brücke ist ?!" - Darauf der Jude: "Woher wissen Sie, daß ich Cohn heiße?!" - "Das habe ich geraten," sagte der Soldat. - "Nun", sagte der Jude, "dann raten Sie auch, wo die Weidendamer Brücke ist."

Jemand will in einer Gesellschaft einen Juden aufziehen und erzählt ihm unter anderm, daß in Rußland alle Juden gründlich ausgerottet würden, indem man einen Juden neben einem Esel aufhinge. "Gott der gerechte," sagt der Jude, "wie gut ist's, daß wir beide jetzt nicht in Rußland leben!"

"Der kleine Cohn in der Westentasche" ist ein Mini-Buch voller Witze über Juden, erschienen vermutlich um 1920 herum. Witze, die mit Klischees über Juden spielen, sind ja heutzutage sehr riskant trotz einer langen Tradition jüdischen Humors, aber diese 3 Beispiele lassen keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier zu letzt lacht.

Summary: On the final day of my German week I'm offering 3 songs with mostly German lyrics from 3 different bands. Nichts (Nothing) were big during the neue deutsche Welle and at that time nobody had problems with lyrics like "Being German/telling nobody/fear of being asked/ashamed of my country//being proud/is not allowed/here I'm born/I have no guilt//I'm singing a German song/I'm singing a German song/and although nobody wants to listen/I'm singing a German song" except me. Stille Hoffnung (Silent Hope) are singing about watching the rise of right wing politics and violence and being a coward to stand up against their stupid friends who say that military service is okay for learning discipline and "German virtues". Freiwillige Selbstkontrolle (Voluntary Self-Controll - it's the name of the non-governmental institution of the German movie business that classifies which movies are available for children, teenagers or grown ups) are singing beautifully about burning the flag and drowning the government. Then there is a historical recording from 1943 where the head of the SS Heinrich Himmler speaks about the Holocaust and that it will be a heroic deed never to be told. If you ever had doubts about the Holocaust this is the final proof that it is not a fiction but a fact. Finally there are 3 jokes where Jews are making fun of anti-Semitists. They come from a tiny paperback published around 1920, but I don't know if I can translate the jokes adequately:
A young anti-Semitic offends an older Jew: "You are so bowlegged, a pig could easily pass between your legs." The offended gets in front of the offender and replies: "Pass between my legs, young man..."

A soldier in Berlin asks a man who looks like a Jew: "Mister Cohn, can you show me the way to the Weidendamer bridge?" The Jew asks: "How did you know that my name is Cohn?" The soldier answers: "I've guessed your name." "So you can guess the way to Weidendamer bridge too" says the Jew.

At a party somebody wants to make fun of a Jew and tells that in Russia all Jews will be exterminated perfectly the way that next to every hanged Jew a donkey will be hanged. "God almighty," says the Jew, "how lucky we are that we both are not living in Russia right now!"

5.5.07

Deutsche Woche 6.Tag: So wie Dresden 1945


Wer sich das Posting "Rotzkotz und Hans-a-Plast in NDR2 1980" angehört hat, dem oder der wird der Name New York Niggers vielleicht etwas sagen. Es ist im Internet wenig über die Band zu finden und zudem falsche Informationen. Nein, die New York Niggers waren kein Trio aus 3 schwarzen Streetpunkern, das aus Detroit in den Großen Apfel übergesiedelt war und ich bezweifle, dass sie "Freunde" von Nancy Spungen, die angeblich von ihrem Freund Sid Vicious aufgeschlitz wurde und Vorbild für das Image von Courtney Love war, waren. Möglicherweise sind die New York Niggers nur eine Fußnote der Punk Rock Geschichte in New York, aber interessant sind sie doch, weil sie nämlich einen Gitarristen aus Hannover dabei hatten und zwar Dieter "Detour" Runge, der früher Rhythmusgitarrist bei Rotzkotz war. Der andere Gitarrist der NYN, Leo "Pope" Faison, war ein Farbiger. Sie hatten auch eine Zeit lang einen weißen Sänger, und ob der Bassist farbig war kann ich anhand der mir vorliegenden Fotokopien nicht beurteilen. Wann und wo die Band entstand und wie lange es sie gab weiß ich nicht, ich weiß auch nicht, wann genau Dieter Runge nach New York ging, jedenfalls erschienen bereits im November 1978 Briefe von ihm in Hollow Skais Fanzine No Fun, wo Runge übrigens vom gemeinsamen Kiffen mit Sid Vicious erzählt, aber genauso von seinem Hunger, dem leeren Geldbeutel und der Verwirrung, als Deutscher in New York seine Gefühle nur schwer in Englisch kommunizieren zu können. Insofern ist "Like Dresden 45" auch eine ziemlich treffende Beschreibung seiner eigenen Gefühlswelt, auch wenn der Song wohl schon in Hannover entstand. In späteren Briefen an Hollow Skai schreibt Runge, wie sehr es ihn mitnimmt, wenn engere Bekannte in die New Yorker Drogenszene reingezogen werden. Auch scheint es bei den NYN häufiger Schlagzeuger- und Bassisten-Wechsel gegeben zu haben. Die Single ist vermutlich im Frühjahr 1979 aufgenommen worden. Im Dezember schreibt Runge dann, dass die Single fast ausverkauft sei und nicht wieder aufgelegt werde, da der Sänger Victor auf 'nem Egotrip ausgestiegen sei, die Band jetzt Velvet heiße und einen neuen Leadsänger suchen würde. Der Namenswechsel sei nötig, weil sie mit "New York Niggers" ständig gegen die Wand laufen würden, niemand die Band unter Vertrag nehmen wolle, sie nicht im Radio gespielt werden und sie Schwierigkeiten hätten Gigs zu kriegen. Später schreibt er, die Band würde sich jetzt "NYN" nennen. Danach habe ich nie wieder was von der Band gehört, aber Runge tauchte noch mal mit dem komischen irgendwie ndW-mäßigen und sprech-gesungenen "Let me be your company" auf und trat auch mal auf Besuch in den Achtzigern im BAD in Hannover auf, mit amerikanischer Freundin am Bass und dem ehemaligen Rotzkotz-Sänger E.A.Wehmer am Schlagzeug, wenn ich mich korrekt erinnere. Ob er "Just like Dresden '45" bei der Gelegenheit gespielt hat? Ich glaube nicht, aber egal. "Just like Dresden '45" ist ein Klasse-Song, der mich immer wieder auch an meinen damaligen Hormonhaushalt erinnert, immer etwas unternehmen zu wollen, aber keine Möglichkeit dazu zu haben, was dann in diese brutale Langeweile umschlug, die Rocko Schamoni in "Dorfpunks" so treffend beschreibt. "Terminal Boredom", so wie es John Lydon am Ende der ersten Seite der ersten PIL-LP ruft. Bei "Just like Dresden '45" geht es um das Bild der brennenden Stadt als Gleichnis für den eigenen Gefühlszustand, aber nicht um Hitler, den 2. Weltkrieg und Bombenkrieg. Leider kann man sich heutzutage nicht mehr diese Unschuld leisten, Gleichnisse mit Bildern aus der Zeit zwischen '33 und '45 zu verwenden, wovon ja Rammstein mehr als ein Lied singen können.
JUST LIKE DRESDEN '45 (Dieter Runge) 3:16

I was thrown in this world by chance
Now I've got to stick around
No money in my pocket
But I want to have fun
So you see me sneaking around downtown
Every night in the streets
Every night in the streets
Oh! Honey I feel like pure speed.
I can't get me no sleep
Give me release
Give me release
Give me release
I can't stand it anymore
My brain catches fire
Just like Dresden '45

My feelings been dead since I was born
No love isn't it sad
Frustration, Desolation, Desperation
But you never find me on the beaten track
I see this world falling apart
I'm angry
But I'm acting so kind
But it almost destroys my mind
Give me release
Give me release
Give me release
I can't stand it anymore
My brain catches fire
Just like Dresden '45
Dead or Alive
It's no difference anymore
Dead or Alive
Nothing changes at all

It might sound crazy
But I like the fact that I'm part of this life
You may think I'm insane
I don't care
But it sure leaves scars in my heart
I hope to see you in a different world
'Cause I gotta go now
Anyway I'm afraid to tell you all I know
Give me release
Give me release
Give me release
I can't stand it anymore
My brain catches fire
Just like Dresden '45
Dead or Alive
It's no difference anymore
Dead or Alive
Nothing changes at all

HEADLINER (Leo Faison) 2:21

got to work hard but hold on to your dreams
carry my art clothes on my back love to ride in limousine
get a little taste of that sweet life you're starting to beam
but you know no one can stop a full head of steam

headliner want a little bit of the cream
headliner what you think of this mean team
headliner want a little bit of that pretty green

he sayes sign on the dotted line he gets 15%
later you 're broke you didn't read the fine print
with Klien & de Fres they make quite a nint
hope we don't get fooled by any of these gents

headliner want a little bit of the cream
headliner what you think of this mean team
headliner want a little bit of that pretty green

motels, music halles, inviting ladies of the night
lights & the sound finally got it all right
you don't get stardust without a knockdown fight
a number one record put us in the lime light

headliner want a little bit of the cream
headliner what you think of this mean team
headliner want a little bit of that pretty green


N.Y.Niggers (New York Niggers) (NYN Records NYN 100, 7", 1979?)
Just like Dresden '45 (D. Runge) / Headliner (L. Faison)
Produced by L. Faison & D. Runge
(download)

Summary: There is not much information available about the New York Niggers in the internet and a lot of it is crap. They were not a trio of 3 Afro-American street punks but a 5-piece with Dieter "Detour" Runge from Hannover/West Germany on one guitar and the Afro-American Leo "Pope" Faison on the other guitar. Their singer was called Victor and looking at the copies of Hollow Skai's fanzine No Fun from 28 years ago I think he also together with drummer and bass player was Caucasian. The band released as far as I know just this single and they had great difficulties getting gigs, airplay and record contracts because of their name so they finally changed it to "Velvet" and then "NYN" before disbanding completely. Runge came in 1978 to New York and wrote letters to fanzine publisher Hollow Skai in Hannover/West Germany about his life in the Big Apple like nearly starving without money, smoking joints with Sid Vicious and seeing friends drowning in the drug scene. Although "Just like Dresden '45" was written when Runge still was a member of Rotzkotz, one of the first punk bands from Hannover, but was rejected by their lead guitarist Horst Illing, the song perfectly tells about Runge's emotions about his life in New York. It has absolutely nothing to do with World War 2, Hitler and bomb warfare but is a striking image of Runge's mental state, his burning feeling to do something but not being able to release the pressure. Even then people had problems with this imagery but today political correctness would not allow anybody to release this image from his/her brain.

4.5.07

Deutsche Woche 5. Tag: Wacht endlich auf


Nach ihren beiden Singles mussten Ragnaröck eine Pause einlegen weil einige Bandmitglieder zur Bundeswehr einberufen wurden (oder sich sogar freiwillig für länger verpflichteten?). Während dieser Zeit oder danach nahm die Band ein paar Demos in ihrem Übungsraum auf, die zuerst auf Cassette und dann 1983 auch auf LP erschienen, darunter offenbar auf wiederholten Wunsch der "Fans" eine Neuaufnahme von "Die Mauer muß weg". Was soll ich sagen: das ist einfach nur grottenschlecht. Stumpfe rechte Texte und schlecht gespielte Songbaustellen. Und was am meisten nervt ist der belehrende und überhebliche Tonfall des Sängers. Er kommt wirklich wie ein arrogantes Arschloch rüber - also typisch Nazi-Herrenmensch. Es ist einfach zum weghören. Und das ist dann auch das Ende dieser Bandgeschichte. Die Aufnahmen wurden in verschiedener Zusammenstellung wiederholt von mehreren Nazi-Labeln veröffentlicht (http://forum.skadi.net/showpost.php?p=280121&postcount=1) - und wenn ich denen jetzt das Geschäft versaue, dann ist das gut so. Wer die Platte anhören will mag anhand nachfolgender Beschreibungen überlegen, ob er das wirklich will:
Liedbeschreibung "Dresden"
Das Stück ist sparsam instrumentiert und zurückhaltend interpretiert. Gelegentlich fühlt man
sich an die Gitarrenspielereien eines frühen Lou Reed erinnert. Trotzdem erreicht das Stück nie eine Intensität, die dem Textthema angemessen wäre‚ es bleibt eine traurige Märchenerzählung. Die "Ausbrüche" des Zwischenteils wirken nicht wie Zorn sondern
wie headbanging-Aufforderungen. Insgesamt ein missglückter Versuch, das Grauen des Bombenkriegs und der Leiden der Zivilbevölkerung umzusetzen. Ursache dafür dürfte wohl auch das gezielte Zusteuern auf eine einseitige Schuldzuweisung sein, die das Abrutschen in Selbstgefälligkeit begünstigt.

Liedbeschreibung "Die Mauer muß weg"
Bei dieser Neuaufnahme hat sich der Song durch die unterschiedliche Instrumentierung stark verändert. Durch das Fehlen der Orgel hat er nichts mehr von seinem eigentümlichen Charme. Es klingt jetzt wie ein durchschnittlicher banaler Rocksong. Dies wird verstärkt durch die zahlreichen Einwürfe der Sologitarre, sowie dem insgesamt dreimal wiederholten half time-Solopart, der wie eine mitleidige Karikatur klassischer Gitarrenduelle à la Thin Lizzy klingt. Insgesamt eine überflüssige Wiederholung.

Liedbeschreibung "Wacht auf"
Musikalisch ein völlig beliebiges und uninteressantes Rockstück, dass der Textintention in keinster Weise gerecht wird, Völlig teilnahmslos heruntergeleiert dazu...

Liedbeschreibung "Die Befreiung"
Der Unterschied zu "Wacht auf" ist nur graduell. Der Gesang ist wie so häufig selbstgefällig, sich im Besitz der Wahrheit wissend. Daher fehlt ihm jegliche Überzeugungskraft. Das Stück selbst gibt sich rhythmisch differenzierter, ohne einen Spannungsgewinn daraus zu ziehen. Langweilig und unter Durchschnitt. Keine Melodie...

Liedbeschreibung "Frankfurt"
Obwohl das Stück von einer Rhythmusmaschine geführt wird zeugt es doch von einer erheblichen rhythmischen Ungelenkigkeit. Auch die beabsichtigten Funkelemente können zu keiner Zeit den Klischees entrinnen. Der Gesang dagegen versucht sich nicht dem Musikstil anzupassen. Insgesamt ein völlig verunglücktes Stück, dass am wenigsten zum Tanzen animiert. Die Gruppe kann ihren (Kraut-)Rockklischees nirgends entrinnen.

Liedbeschreibung "Kleiner Mann"
Das Stück zeichnet sich durch eine angenehme Melodik aus, wozu auch die Wechsel von Dur in Moll und zurück beitragen, Die akzentuierte Rhythmusgitarre trägt ebenso zum ansprechenden Hörgenuss bei. Leider versaut der Gesang wieder alles. Unangenehm ist besonders der mitleidige Tonfall, der den angesprochenen "kleinen Mann" genau in die Position verweist, aus der ihn der Sänger befreien zu wollen vorgibt. In seinem Glauben an den Besitz der alleinigen Wahrheit leiert er den Text teilnahmslos herunter, obwohl gerade hier Engagement angebracht wäre. Ist das bereits die Verzweiflung an der Unhaltbarkeit der eigenen Position? Oder doch das Wollen der Durchsetzung dieser Position gegen jegliche Mehrheit?!

Liedbeschreibung "Disco oder so"
Wie schon der Titel angibt handelt es sich um einen Versuch, Discomusik zu machen. Abgesehen davon, dass zu Discomusik ein erheblicher produktionstechnischer Aufwand gehört, ist das Stück handwerklich besser gelungen als "Frankfurt". Trotzdem krankt es an der Klischeeverhaftetheit. Auch hier wird ein typisches Riff endlos ausgedehnt, was dem Reiz des Metiers doch eher abträglich ist. Auch fehlt es an der notwendigen Leichtfüßigkeit, stattdessen wird mit dem Bleifuß gespielt. Der Sänger erzählt dazu genüsslich voyeuristisch ein "typisches Anhalterinnenschicksal", wie es Eduard Zimmermann nicht schlechter erfinden könnte.

Liedbeschreibung "Journaille"
Auch dies ist leider ein relativ uninteressantes Rockstück. Zwar scheint der Sänger hier erstmals aus sich herauszugehen, obwohl er immer der gleichen Ausdrucksweise verhaftet bleibt. Dagegen hört sich der Refrain immer so an, als ob noch große Taten folgen wollen - tatsächlich kommen sie dann nicht, und das Stück kommt aus seiner Mittelmäßigkeit einfach nicht heraus. Das Engagement des Sängers rührt möglicherweise daher, dass er sich zum ersten Male von der Thematik des Textes persönlich betroffen fühlt, hier klingt er jedenfalls zum ersten Male glaubwürdig.

Ragnaröck "endlich" (RS 3/83, LP, 1983)
Dresden 4:54 / (Die) Mauer (muß weg) 3:02 / Wacht (endlich) auf 3:10 / Die Befreiung 4:09 // Frankfurt 3:36 / Kleiner Mann 2:59 / Disco oder so.. 4:29 / Journaille 3:09
Aufnahme: Tonstudio RAGNARÖCK / Produktion: RAGNARÖCK / Vertrieb: RAGNARÖCK, Markgröningen
(download)

Summary: This is the third and final record by Ragnaröck released 25 years ago. It's crap. It's trash. Stupid rightwing lyrics and bad songs. They try to play funk and disco but fail completely. They have no rhythm. They have no self-respect. Otherwise they have would never released this junk. But political propaganda is more important then musical value. This is often the case with Nazi-rock. But it makes me wonder why do Nazis believe they can successfully agitate young people with right wing ideas covered with bad music? And while I'm writing this I ask myself: why do I post it? At least I'm interrupting Nazi-business.

3.5.07

Deutsche Woche 4. Tag: Deutschland über alles


Es ist heute wahrscheinlich nicht mehr recht nachvollziehbar wie unschuldig und naiv Punk Ende der 70er Jahre war. Kein Punk hat Sid Vicious für einen Nazi gehalten obwohl er mit einem Hakenkreuz-T-Shirt rumlief (aber viele Linke, die das Phänomen Punk nicht recht in ihre proletarischen Gesellschaftsvorstellungen einordnen konnten). Alle Menschen in Europa hatten damals noch feste Kleidervorschriften und Nazis konnten nie so aussehen wie Sid Vicious oder andere Punks. Die Vermischung der Stile kam erst viel Jahre später. Trotzdem war diese Single von Padeluun schon damals etwas merkwürdig. Wenn man nicht genau hinhörte, konnte man "Deutschland über alles" für ernstgemeint halten. Aber wieso erschien so was bei einem Düsseldorfer Punk-Label? Und auch die B-Seite war merkwürdig, wo auf die erste Textzeile "Nazis are no fun" durch die zweite "I don't like fun" konterkariert wird. Und wieso ist in das Lied ein schlechtes Schlagzeug-Solo stümperhaft hineingeschnitten? Blame it on Xao Seffcheque und seinen verschrobenen Humor und auf den Labelinhaber Franz Bielmeier, der übrigens auf dem "Denk Daran"-Weihnachtssampler zusammen mit seiner Frau als "Adolf und Eva" auftaucht. Padeluun ist heute übrigens bei der jährlichen "Big Brother"-Award-Vergabe, wo es um die größten Datenkraken und Feinde der informationellen Selbstbestimmung eines Jahres geht, aktiv. Nur so als Hinweis, wie man dieses Künstler-Produkt verstehen sollte. PS: Die Rückseite der Single endet eigentlich in einer Endlosrille.

Padeluun und die Publicity Band O.N.M. (Rondo FIT 5, 7", 1980)
Deutschland über alles / Nazis are no fun
comp & text: padeluun / arrangs: xao & padeluun / cello: bogomil gernod / guitars & bass: xao seffcheque / drums & toms: dietmar beyer / technic: bernd schmidt / special guest: fehler / special thanks to: helmut "woughl" weil, organisationskreis neues medium (O.N.M.), j.j.jones & willi gettel / frontfoto: titanic / backfoto: mike a. hentz / aufgenommen in den studios der klangwerkstatt, düsseldorf
"there is no wave than sinus-wave"
(download)

Summary: Padeluun is an artist from Düsseldorf/West-Germany and he released this single on a local punk-label some 28 years ago. It's a strange political satire. "Deutschland über alles" was obviously aimed at a wider audience, but "Nazis are no fun" was probably made to confuse young confused people called punks even more. Yes, Nazis are no fun, but why doesn't he like fun? This is way too intellectual for most Germans - and German punks too.

2.5.07

Deutsche Woche 3. Tag: Die Mauer muß weg


Ich gestehe, ich habe mit der zweiten Single von Ragnaröck von 1980 Probleme. Zum einen weil insgeheim damals wohl viele Westdeutsche den angeblichen "antifaschistischen Schutzwall" weg haben wollten, es aber, aus Angst in die revanchistische Ecke gestellt zu werden, nicht laut zu sagen wagten. Zu zweiten, weil die B-Seite musikalisch nicht uninteressant ist, aber einem das Anhören durch den m.E. antisemitischen Text, der das Klischee von den Juden, die Deutschland mit ihren Reparationsforderungen auspressen wollen (zu dem Thema vielleicht noch mal das Buch von Götz Aly "Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus" zur Hand nahmen, um zu sehen, wie sehr auch wohlmöglich heute noch die Deutschen von Hitlers Raubzügen profitieren), bedient, verleidet. Wer die Platte nicht anhören will mag anhand nachfolgender Beschreibungen bei sich Zweifel erwecken lassen, ob ihm nicht doch etwas entgeht:
Liedbeschreibung "Die Mauer muß weg"
Auch wenn wie in den vorherigen Stücken die Orgel dominiert erinnert das Stück auf Grund des Tempos schon eher an Rockmusik. Wohltuend ist der Zwischenteil, worin Orgel und Bass aussetzen, sowie der Wahwah-Soloteil nach der zweiten Strophe. Auf Grund der stärkeren Struktur ist das Stück leicht konsumierbar/anhörbar. Auch findet der drängende Wunsch des Sängers nach der Beseitigung der Mauer hier eine adäquate musikalische Umsetzung.

Liedbeschreibung "Deutsche, Ihr wollt doch den Frieden"
Dieses Stück ist relativ vielfältig und melodisch angelegt. Reizvoll ist der Anfangsteil von getragener Orgel und klagender Gitarre, der dann in den musikalischen Ausbruch "Drum gebt...Euer Geld" mündet. Auch bemüht sich der Sänger um einen differenzierten Gesangsstil. Interessant auch der Tonartwechsel in der Mitte. Insgesamt ein sorgfältig durchdachter Song mit Popappeal, der den unakzeptablen Text clever transportiert.

Ragnaröck "Die Mauer muß weg" (RS 2/79, 7", 1979)
Die Mauer muß weg 2:24 / Deutsche Ihr wollt doch den Frieden 2:00
Komposition, Text und Produktion: Dietmar Lohrmann / Vertrieb: RAGNARÖCK, Markgröningen
(download)

Summary: The second single of Ragnaröck from 1980 is musically more listenable then the other two, but the lyrics of the flip side are more than subliminal anti-Semitic. If you are looking for an example of rock music that can help propagate political messages and not reach only those that are already convinced then this record might be an example. Luckily the single was released when the great public uproar about a rock band propagating right wing ideologies (which was a big sacrilege as until then rock music was seen as a part of the left wing political attack on the still fascist German society) had already died down so it only reached those that were already convinced. Download, listen and delete.

1.5.07

Deutsche Woche 2. Tag: Dem Deutschen sein Lied


Muß ich zum "Wahren Heino" noch etwas sagen? Vielleicht für die jüngeren Leser: Norbert Hähnel war Betreiber des Plattenladens "Scheissladen" in Berlin. Als Freund der Toten Hosen durfte er in deren Vorprogramm auf der Bühne den echten Heino imitieren, also mit blonder Perücke und Sonnenbrille auf der Bühne zum Playback herumstolzieren, was großen Zuspruch hervorrief. Als er dann noch erzählte, dass sein Doppelgänger Heinz Georg Kramm von der Plattenfirma installiert worden sei, weil er, Norbert Hähnel, sich geweigert habe, auf Tournee durch Deutsch-Südwest-Afrika zu gehen, wurde er vom echten Heino verklagt. Erwartungsgemäß verlor Hähnel den Prozeß und ging, weil er nicht zahlen konnte, auch ins Gefängnis, machte aber trotzdem weiter, nunmehr unter dem Kürzel "DWH". Unter anderem nahm er für das Tote Hosen-Label Totenkopf eine Art Heino-goes-Techno-Maxi auf, die Herrn Kramm veranlasste, selbst eine Technoversion von "Blau blüht der Enzian" aufzunehmen. Diese andere Single vom wahren Heino ist aber viel besser, denn während Herr Kramm alle 3 Strophen von Deutschlandlied singt und keine Problem damit hat, wenn diese Aufnahme von einer bekannten rechtsradikalen Zeitung in ihren Versand aufgenommen wird (und ich sehe gerade, dass Kramm letztes Jahr eine Single mit dem Titel "Wir tanzen Polka, denn wir lieben Germany" rausgebracht hat, kotz spei würg), wird die Nationalhymne von Herrn Hähnel einfach nur gefurzt - ein politisches Statement, mit dem ich keine Probleme habe.

Der Wahre Heino "dem Deutschen sein Lied" (Weisser Terror/Scheissladen 79066, 7", o.J.)
Dem Deutschen sein Lied / Dem Deutschen sein Lied *Live*
"Laut Gerichtsbeschluß (LG Bonn, AZ: 14 O 122/85) dürfen wir den Namen des Interpreten dieser Schallplatte nicht nennen. Wir weisen deshalb ausdrücklich darauf hin, daß es sich nicht um den aus diversen Medien berüchtigten Herrn Heinz-Georg Kramm handelt, sondern um den aus Funk und Fernsehen bekannten Kunstfurzer Norbert Hähnel aus Berlin."
(download)

Summary: You've probably heard of Heino, the German singer with sunglasses singing the songs of our parents, that they sung while serving the Hitlerjugend. Heino's image is so effective that Beck, who lived some time in Cologne with his grandfather, the Fluxus-artist Al Hansen, used a picture of Heino for one of his records. Norbert Hähnel, a friend of Die Toten Hosen and owner of the Berlin punk-shop Scheissladen used to disguise as Heino and mime to Heino's records pretending to be the "real" Heino and not the doppelganger Heino who was created by his record company when he, the real Heino, refused to tour through Namibia to entertain the old Nazis there. Hähnel had quite a lot of publicity with his satirical act so Kramm sued him and won of course. Funnily some time later Kramm started to act like Hähnel releasing teutonic techno-versions of his songs. Hähnel also had some independent records released and this one is very special: he's farting the German national anthem!