27.7.14

HannoPedia

 
Es gibt ein neues Hannoversches Internetprojekt, das auf der ersten Blick interessant erscheint: HannoPedia, eine Art Wikipedia über Hannover. Könnte mich glatt interessieren daran mitzuarbeiten, aber die Mitmachbedingungen sind eher abschreckend. Es gibt einen Beirat, der über Aufnahme und Ausschluß von MitarbeiterInnen entscheidet. Außerdem werden verschiedene Bedingungen für die Mitarbeit genannt, wobei ich die folgenden irgendwie verstehen kann:
- Du darfst keine von dir bereits irgendwo veröffentlichten Texte für HannoPedia wiederverwenden (also alles was ich hier gebloggt habe ist damit für HannoPedia verbrannt) - fremde Texte klauen sowieso nicht.
- HannoPedia darf die von dir verfassten Texte beliebig nutzen und weiterverwenden und damit auch Geld verdienen (wobei die Option dass du später etwas Geld für deine Arbeit kriegst nicht ausgeschlossen ist). Aber dein Name wird immer als Urheber genannt werden.
- Du darfst die von dir für HannoPedia geschriebenen Texte auf alle Ewigkeit nirgendwo anders verwenden.
Problematisch ist dagegen folgendes:
- Die Themen die du bearbeiten darfst und sollst(!) werden dir zugeteilt.
- Themen werden dir reserviert, aber nicht zu lange und wenn jemand Kompetenteres kommt kann dir das Thema wieder entzogen (okay, nur bei wichtigen Themen). Darf ich also keine Artikel von anderen verbessern? Wird dadurch nicht das Prinzip eines Wikis, die stetige Verbesserung eines Artikel und damit auch eine Art Kommunikation/Austausch von Informationen der Beteiligten untereinander unterbunden? Ich würde gern eine Diskografie der Hannoverschen Plattenfirmen L&P-Ton und Studioton verfassen und hoffen, dass andere sie ergänzen.
- Und wenn ich mir die bisherigen Themen ansehe, wird von HannoPedia erwartet dass erst die großen Themen bearbeitet werden (unter Kunst und Kultur gibt es erst Artikel zu Sehenswürdigkeiten und Friedhöfen, unter Musik sind bisher nur die Unterpunkte Jazz und Clubs vorgesehen, aber noch keine Inhalte hinterlegt)? Muß erst etwas allgemeines zu Rock (Punk?) in Hannover geschrieben werden, bevor ein Artikel über die Scorpions oder sagen wir über Iron Duke verfasst wird? Und ich würde gerne etwas über Hermann  Bode schreiben, kenne aber seine Lebensdaten nicht, bin also eigentlich inkompetent in dem Thema. Aber vielleicht erreiche ich auf diesem Weg jemand, der weitere Informationen zu Hermann Bode hat.
Und damit sind wir bei dem Thema angekommen, das im Kern hinter dem Vorwurf der Zensur steckt, wenn mal wieder irgendwo ein Kommentar gelöscht wird. Nein, das Löschen eines Kommentars ist keine Zensur, weil es dir frei steht deine Meinung an einer beliebigen anderen Stelle auszubreiten. Aber es wird dir die Möglichkeit genommen, deine Meinung an einem Ort zu verbreiten, wo du mehr und andere Menschen erreichen kannst als in deiner kleinen peergroup. Wer kommt schon zu meinen Blogeinträgen zu Hermann Bode, wenn er nicht den Namen in eine Suchmaschine eingibt? (Ein Eintrag in der Wikipedia würde wahrscheinlich schnell wegen Irrelevanz gelöscht werde, selbst der Eintrag über Konrad Kittner war schon zweimal auf der Löschliste.) Aber ein Eintrag, sei er auch noch so dürftig, bei HannoPedia konnte Besucher der Webseite veranlassen, weitere Informationen zu ergänzen. Nur dazu musste der/die BesucherIn erst die Erlaubnis zur Mitarbeit einholen, was wohl den spontanen Impuls der Mitarbeit in 99% der Fälle vereitelt. Einerseits verstehe ich, dass HannoPedia eine einigermaßen in sich konsistente Plattform schaffen will und kein wirres Durcheinander von Einzelinformationen, aber im Prinzip wird dadurch die Chance auf Entstehen eines Datenschatz zu allen möglichen Themen mit Hannoverbezug vereitelt. Schade. (Und vermutlich wird das Projekt daran scheitern.) Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

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